Beschreibung
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Die Industrie bildet in Deutschland in weit stärkerem Maße als in vergleichbaren Ländern die volkswirtschaftliche Basis und hat sich mit qualitativ hochwertigen und innovativen Erzeugnissen über Jahrzehnte eine enorme internationale Reputation erarbeitet. Insbesondere industrielle Technologien, Güter und Dienstleistungen bilden den Kern der deutschen Exportwirtschaft, die allein im Jahr 2015 fast 1.200 Milliarden Euro im Außenhandelsgeschäft erwirtschaftet hat (Statistisches Bundesamt, 2016). Dabei sind es vor allem intelligente Produkte und Dienstleistungen, die den deutschen Industrieunternehmen ihre Marktfähigkeit sichern und neue Märkte erschließen lassen. Dafür müssen jedoch technologische Innovationen und zukunftsweisende Konzepte schnell in anspruchsvolle und marktgerechte Produkte umgesetzt werden. Solch eine neue Schlüsseltechnologie könnten auch die modularisierten Komponenten im Kontext des Konzepts Industrie 4.0 sein, die ihre Anwendung bspw. in der „Fabrik der Zukunft (Smart Factory)“ finden (Bauernhansel: 2015).
Neben den aktuellen Herausforderungen des internationalen Wettbewerbs und den übergreifenden Fragen zum Klima- und Ressourcenschutz, sind es vor allem die Digitalisierung der Wirtschaft und der demografische Wandel, die von der deutschen Industrie eine hohe Veränderungs- und Anpassungsbereitschaft fordern, zugleich aber auch große Chancen für die wirtschaftliche Entwicklung ermöglichen. Dabei bieten sich erhebliche Potenziale für die Exportwirtschaft, insbesondere in den Leitmärkten Maschinen- und Anlagenbau, Energie- und Umwelttechnik, Mobilität und Logistik, Bio- und Nanotechnologie sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. Hier werden klima- und ressourcenschonende Produktions-, Fertigungs- und Interaktionstechnologien zukünftig eine zentrale Rolle spielen.
Derzeit ist Deutschland größter Exporteur von Umwelt- und Klimaschutzgütern und belegt auch im Hochtechnologiebereich internationale Spitzenplätze, wobei insbesondere der Maschinen- und Anlagenbau weltweit Produktionsstätten und Fabriken ausrüstet und vor allem Mess-, Steuer- und Regeltechnik sowie Elektrotechnik nachgefragt werden. Zahlreiche Prognosen weisen hier angesichts der globalen umweltpolitischen Herausforderungen besonders in diesen Marktsegmenten auf eine expansive Entwicklung hin (BMUB, 2014). Insofern wird in innovativen Umwelt- und Klimaschutzlösungen - zusätzlich zu deren Umweltnutzen - gleichzeitig die Chance gesehen, weltweit expandierende Marktpotenziale zu erschließen und damit Produktions- und Beschäftigungsmöglichkeiten im Inland zu generieren (Gehrke u.a., 2014).
Im Fall der breiten Diffusion digital-technologischer Entwicklungen im Kontext von Industrie 4.0, werden sich die bisherige Produktions- und Arbeitsbedingungen in der Industrie jedoch stark wandeln und durch intelligente Vernetzung und Interaktion von Maschinenbau, Elektrotechnik und Informationstechnologie vollkommen neue Optimierungsmöglichkeiten innerhalb der Produktion ganzer Wertschöpfungsketten hervorrufen. Dies ermöglicht die Steigerung der Ressourcenproduktivität und eröffnet enorme Ressourcen- und Energieeffizienzpotenziale, die zur Reduzierung von Umweltbelastungen beitragen oder bei vergleichbaren Umweltbelastungen wirtschaftliche Vorteile bewirken, ebenso wie eine Demografie-sensible und soziale Gestaltung zukünftiger Beschäftigungsmodelle in der deutschen Wirtschaft (Cachelin, 2012). Damit berührt das Konzept Industrie 4.0 alle Dimensionen der Nachhaltigkeit.
Gleichzeitig bieten sich durch die vielfältigen Anwendungsoptionen der Komponenten von Industrie 4.0 nicht nur für die deutsche Wirtschaft enorme Leistungssteigerungspotenziale, sondern könnten sich auch zu einem wahren Exportschlager entwickeln. Dabei sind es neben den rein technischen Aspekten aber vor allem die spezifischen Kompetenzen und Qualifikationen, die das zukünftige Innovationspotenzial maßgeblich in der Entwicklung „grüner“ und nachhaltiger Umweltschutzlösungen im Kontext von Industrie 4.0 determinieren werden. Um dieses Potenzial fördernd auszubauen und langfristig aufrechtzuerhalten, sind zukünftig in besonderer Weise fertigungs- und umweltspezifisches Know-how sowie erweiterte Kompetenzen erforderlich, um damit Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und diese erfolgreich im Exportgeschäft zu platzieren. Hier kann die Industrie einerseits auf jahrzehntelange eigene Entwicklung- und Forschungsexpertise zurückgreifen, benötigt andererseits aber auch dringend spezifisch qualifizierte Fachkräfte mit entsprechenden Kernkompetenzen und Qualifikationen, die in exportrelevanten Schlüsselbereichen entscheidende Impulse setzen. An dieser Schnittstelle könnte den Hochschulen mit praxisorientierter Ausrichtung eine wichtige Funktion zukommen, besonders in der Rolle des Kompetenzvermittlers bei der Ausbildung zukünftiger Fachkräfte und Entscheidungsträger einer exportstarken und digital-technologisch ausgerichteten Wirtschaft.
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