In der Gründungsforschung wird häufig ein männlicher Normalunternehmer unterstellt und weibliche Gründungsverläufe als abweichend oder defizitär angesehen. Wir legen bewusst einen anderen Blickwinkel an das Gründungsverhalten von Frauen und untersuchen die Gruppe erfolgreicher Gründerinnen. Der Erfolg einer Gründung ist dabei im volkswirtschaftlichen Sinne definiert als erkennbares Wachstum hinsichtlich Umsatz und Beschäftigten.
Überprüft wird die Annahme ressourcentheoretischer Ansätze, dass erfolgreiche Gründerinnen sich häufiger aus der Beschäftigung heraus selbstständig machen und Branchen- und Führungserfahrung mitbringen.
Ein weiteres Erkenntnisinteresse gilt der Gründungsmotivation. Haben diese Frauen in der abhängigen Beschäftigung die sogenannte „Glasdecke“ zu spüren bekommen, wollten sie ein höheres Einkommen erzielen, selbstbestimmter arbeiten oder eine bessere familiäre Vereinbarkeit erreichen? Was ist der Auslöser oder der Anlass, eine abhängige Beschäftigung zugunsten einer Existenzgründung aufzugeben? Sind es eher externe gute Gelegenheitsstrukturen oder hemmende Faktoren in der abhängigen Beschäftigung (Push- vs. Pull-Faktoren)?
In Zusammenarbeit mit der Genossenschaft „WeiberWirtschaft“ wurden besonders erfolgreiche Frauenunternehmen identifiziert und deren Gründungsmotivation und -erfahrungen mittels qualitativer Interviews erhoben. Die Auswertung erfolgt angelehnt an die Methode der „Objektiven Hermeneutik“ (nach Oevermann). Dabei werden verschiedene Typen erfolgreicher Gründerinnen sichtbar, die sich hinsichtlich ihrer Gründungsmotivation, ihrer Ziele und ihrer Erfolgsfaktoren unterscheiden.
Die Befragung einer Vergleichsgruppe hochqualifizierter Frauen in abhängiger Erwerbstätigkeit soll im folgenden Projektverlauf weiteren Aufschluss über Gründungsabsichten und eventuelle Hindernisse geben.
Für eine repräsentative, quantitative Auswertung stehen uns die Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) zur Verfügung. Hiermit können die Zu- und Abgänge aus und in Selbstständigkeit mittels einer Ereignisdatenanalyse untersucht werden. Es wird analysiert, welche beruflichen und sonstigen biographischen Ereignisse mit einer Gründungsentscheidung korreliert sind.
Förderung:
Europäischer Sozialfonds (ESF)
Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen
Ziele: Identifizierung von Gründungsmotiven und Erfolgsfaktoren hochqualifizierter Gründerinnen
Verlauf:
- Juli- September 2008:
Literaturanalyse, Erhebung des Forschungsstands
- Oktober bis Dezember 2008:
Durchführung und Transkription qualitativer Interviews
- Januar bis März 2009:
Auswertung qualitativer Interviews, quantitative Datenanalyse (SOEP)
- April bis Juni 2009 (geplant):
- Auswertung der Ergebnisse der quantitativen Datenanalyse
- Durchführung qualitative Interviews (Vergleichsgruppe)
- Juli bis September 2009 (geplant):
Zusammenfassung der Ergebnisse
- September bis Dezember 2009 (geplant):
Abschlussbericht, Veröffentlichung, Abschlusstagung
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