Beschreibung
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Themen wie der 11.September 2001, Angst vor einer Pandemie oder sich vermehrende Naturkatastrophen einerseits, aber auch eine verstärkte Krisenanfälligkeit von Unternehmen durch schlankere Prozesse, Globalisierung und höhere IT-Abhängigkeit, sorgen für eine zunehmende Bedeutung des Themas Krisen- und Business Continuity Management. Eine Konsequenz hieraus sind verschärfte gesetzliche Anforderungen, z.B. an Finanzdienstleister, Vorsorge zu treiben, dass krisenhafte Situationen nicht zu unternehmensbedrohlichen Schieflagen führen – und dies auch durch Übungen nachzuweisen. Gerade die u.a. durch obige Ereignisse gewachsene Einsicht, dass auch beste Vorsorge nicht für hundertprozentige Vermeidung von Notfällen sorgen kann, hat das Augenmerk auf ein besseres Management der Krise gelenkt.
Zentrales Ergebnis des Projektes soll ein Demonstrator einer Software sein, die einen vorgefertigten Satz generischer (aber varianten- und ereignisreicher) Szenarien beinhaltet, die auf frei modellierbare Umgebungen (Unternehmen, Behörden, etc.) angewandt werden kann. Der Ansatz soll sich nicht auf einen spezifischen Typ von Krisen beschränken, sondern für eine Vielzahl unterschiedlicher Szenarien wie Bombendrohungen, Terroranschläge, Naturkatastrophen, Pandemien, Brand/Explosion, IT-Ausfälle einsetzbar und sowohl für staatliche Stellen, Hilfseinrichtungen als auch private Unternehmen verwendbar sein und somit auch die wirtschaftliche Perspektive der angedachten Lösung entsprechend verbessern.
Bei der Erstellung der Referenzszenarien werden zunächst alle denkbaren Krisensituationen identifiziert, klassifiziert und hinsichtlich struktureller Gemeinsamkeiten (z.B. Intransparenz, Zeitkritikalität, Informationsüberlast, Entscheidungs- und Handlungsdruck, Fern- und Wechselwirkungen etc.) analysiert. „ViWa“ nutzt diese allgemeinen Krisenmerkmale, verfolgt dabei aber konsequent den Ansatz, die Einzigartigkeit eines Krisenverlaufs abbilden zu können, also keine Krisen „von der Stange“ zu generieren. Dazu werden Individualdaten des simulierten Unternehmens (bzw. Behörde) und allgemeine Krisenmerkmale als steuerbare Variablen und interaktive Eingriffsmöglichkeiten des Operators in einem Simulationskontext verknüpft. Dadurch wird gewährleistet, dass ein Referenzszenario sowohl möglichst exakt die konkrete Unternehmens(Behörden)struktur/-umgebung abbildet als auch bei jeder Übungssession einen völlig anderen Verlauf nehmen kann.
Der Schwerpunkt der HWR Berlin liegt neben der Erarbeitung der Referenzszenarien auf den psychologischen Aspekten des Krisenmanagements, die in die Simulation einbezogen werden. Hierbei handelt es sich vor allem um die typischen, häufig fehlerhaften Problemlöseprozesse von Menschen unter Stress. In die Simulation wird eine Vielzahl von situativ unangemessenen/ wenig hilfreichen und angemessenen/ hilfreichen Möglichkeiten zur Kommunikation der Krisenstabmitarbeiter untereinander und mit anderen Beteiligten eingebaut, um die Akteure für die Bedeutung der Kommunikation in kritischen Situationen zu sensibilisieren.
Ergänzend zur Computersimulation soll ein Training entwickelt werden, das den Lernprozess begleitet, um notwendige Veränderungen bei den Krisenstabsmitgliedern bzw. dem gesamten Team anzuregen.
Ziel des Projektes „ViWa“ ist die Verbesserung der Krisenstabsarbeit öffentlicher und privatwirtschaftlicher Institutionen, indem anhand von realistischen Krisenszenarien das eigene Handeln unter Einbeziehung wahrscheinlicher Folgen erprobt werden kann.
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