Die gegenwärtige Wirtschaftskrise stellt die deutsche Wirtschaft vor große Herausforderungen und fordert eine Neugestaltung makroökonomischer Rahmenbedingungen. Diese Neuordnung kann jedoch nur unter Betrachtung und Beachtung der mikroökonomischen Begebenheiten geschehen.
Angesichts dessen rückt „die Stütze der deutschen Wirtschaft " in den Mittelpunkt: das Familienunternehmen.
Mittelständische Familienbetriebe stellen bzgl. ihrer Anzahl, als Arbeitgeber und hinsichtlich ihres Innovationspotenzials die wichtigste Ressource der deutschen Wirtschaft dar. Diese Themen sind hinlänglich bekannt und erfahren auch in wissenschaftlichen Untersuchungen immer mehr Beachtung. Die einschlägige Literatur beschreibt Familienunternehmen als eine besondere Unternehmensform, in dem eine Familie einen bestimmten sozioökonomischen Einfluss auf die Geschäftspolitik des Unternehmens ausübt. Die Überlappung von familiärer und unternehmerischer Logik bringt ein besonderes Chancen- und Risikoprofil von Familienunternehmen mit sich.
Aufbauend auf dem systemtheoretischen „Three-Circle-Model" kann ein Familienunternehmen als komplexes System, das aus den interdependenten Subsystemen „family", „business" und „ownership" besteht, interpretiert werden. Die daraus resultierenden sozioökonomischen Strukturen beeinflussen nicht nur die strategische Unternehmensführung, sondern auch das Controlling - interpretiert als erfassbare Abbildung der Unternehmensführung -, das Finanzmanagement, die Kapitalstruktur sowie die Entwicklung von Familienunternehmen, wobei insbesondere Aspekten der Unternehmensnachfolge eine hohe Bedeutung zukommt.
Im Bereich Controlling fokussiert die empirische Forschung bis dato primär den Faktor Unternehmensgröße, nicht aber explizit zwischen Familienunternehmen und Nicht-Familienunternehmen. Ähnliches gilt für das Thema Finanzmanagement. Im Bereich Unternehmensentwicklung ist ein Defizit zu erkennen, was das Wissen über die Auswirkungen der Unternehmensnachfolge auf Controlling und auf das Finanzmanagement betrifft.
Forschungsziel:
Deshalb besteht das Forschungsziel des interdisziplinären Projekts „Familienunternehmen", an dem mehrere Forscher aus Deutschland (Baden Württemberg, Bayern, NRW, Berlin/Brandenburg) und Österreich (und ggf. weiteren Ländern) arbeiten darin, aufbauend auf der einschlägigen Literatur sowie internationalen Untersuchungen unternehmensformbedingte Hypothesen zu formulieren und zu analysieren.
Forschungsfragen:
Das Forschungsinteresse zum Controlling in Familienunternehmen vs. Nicht-Familienunternehmen konzentriert sich v. a. auf folgende Themenkomplexe:
■ Einflüsse der familiären Sphäre auf die Diffusion/Formalisierung des Controllings,
■ strategische und operative Dimensionen der Controlling-Instrumente,
■ unternehmensformspezifische Controlling-Organisation.
Das finanzwirtschaftliche Forschungsinteresse besteht darin, unternehmensformbedingte Unterschiede z.B. in folgenden Bereichen empirisch nachzuweisen:
■ Kapitalstruktur und Eigenkapitalbeschaffung,
■ Beziehungsmanagement zu Banken
■ Value Management (wert- vs. werteorientiertes Finanzmanagement).
Aufbauend auf bereits vorhandenen Nachfolgestudien wird der Forschungsfokus zur Unternehmensentwicklung v. a. auf folgende Themenbereiche gerichtet:
■ Auswirkungen der Unternehmensnachfolge auf Controlling und Finanzmanagement,
■ Kompetenzentwicklungsmaßnahmen bei der Unternehmensübertragung,
■ Betriebswirtschaftliche Neupositionierung im Zuge der Unternehmensübertragung.
Die FHW Berlin und damit auch die Berliner Forschungslandschaft können mit diesem Projekt einen Akzent innerhalb der deutschen Forschungslandschaft setzen. Der enge Praxisbezug durch die Einbindung von Wirtschaftspartnern (geplant: Kreditinstitute und Kammern) soll eine enge Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft gewährleisten.
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