Das Thema Entrepreneurship ist ein junges Forschungsgebiet im Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Nach dem Boom der Jahre 1995-2005, der zu einer Einrichtung von mehr als 40, hauptsächlich in der operativen Gründerausbildung aktiven Lehrstühlen in der Bundesrepublik Deutschland führte, hat sich die wissenschaftliche Diskussion in den letzten Jahren vermehrt der systematischen Entwicklung eines auf empirischen Daten gestützten Theorierahmens fokussiert. Noch aber ist die empirische Entrepreneurshipforschung ganz am Anfang. Immerhin gibt es mit dem Förderkreis Gründungsforschung (FGF) ein zentrales deutsches Forschungsnetzwerk im Bereich Entrepreneurship.
Die Qualität der Planung, so die zunächst plausibel klingende Hypothese, ist für den späteren Erfolg der Unternehmung von höchster Bedeutung. Basierend auf dieser Einschätzung haben sich in vielen Ländern, so auch in Deutschland, Businessplan-Wettbewerbe zur Unterstützung der Unternehmensgründer etabliert. Die Evaluationen dieser Maßnahmen ergeben jedoch kein einheitliches Bild. Eine eigene Untersuchung der Gewinner von Businessplan Wettbewerben (BPW) zeigte Defizite in der Formulierung von Geschäftsmodellen in der Gründungsphase und keine überdurchschnittlichen Markterfolge der BPW-Gewinner (Ripsas 2005). Auch Kolata (2006) kommt zu dem Ergebnis, dass formale Businesspläne keinen signifikanten Einfluss auf den Gründungserfolg haben. Hingegen finden Willer et al. bei ihrer Studie mit Teilnehmern des BPW Nordbayern (2006), dass die formale Qualität eines Businessplans doch ein Indikator für den Markterfolg sein kann. Es wird deutlich, dass es im Bereich der Gründungsplanung großen Nachholbedarf hinsichtlich der empirischen Belege für die Nutzung von Businessplänen bzw. der Formulierung von Geschäftsmodellen gibt.
Zudem stellen die Erfolge von Unternehmen, die vor allem auf die schnelle Eroberung von Marktanteilen auch bei negativem Cash-Flow setzen (Skype, facebook.com, studivz.de) und die trotz der unkonventionellen Entwicklung Unternehmenswerte im Millionen- und gar Milliardenbereich erzielen, die Frage, ob und inwieweit Erfolge von Start Ups überhaupt systematisch und generalisierbar planbar sind.
Für die Innovationskraft einer Volkswirtschaft im globalen Wettbewerb ist eine unterstützende Struktur für junge Unternehmen von zentraler Bedeutung, weshalb auch die EU das Thema Entrepreneurship seit 2000 durch zahlreiche Programme fördert. Die EU Kommission hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2010 Europa zur wettbewerbsfähigsten Region in der Welt zu machen.
Das Forschungsvorhaben
Ziel der Forschungsarbeit ist, die Unternehmensplanung zum Gründungszeitpunkt wie auch in der Wachstumsphase von Unternehmen zu verbessern. Das klassische Ziel der Planung ist es, die Risiken für die Unternehmen wie auch für die Kapitalgeber zu reduzieren und die dem Gründungsvorhaben innewohnenden Potentiale Dritten verständlich zu machen. Dabei haben sich viele Gründer in den vergangenen Jahren relativ starr an die durch Förderinstitutionen oder Kapitalgeber vorgegebenen Planungsstrukturen gehalten und hierbei oder gar deshalb die Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle vernachlässigt.
Durch die Bindung der Finanzierung an die in der Planung kommunizierten Schritte („Milestones") wurde die unternehmerische Aufmerksamkeit für unvorhergesehene Marktsignale eingeschränkt und dem spontanen Lernen zu wenig Raum gegeben. Viele der im Businessplan formulierten Annahmen stellen sich aber bei der Umsetzung als falsch heraus und das Unternehmen braucht Flexibilität und Ressourcen, um sich neu auszurichten und ihre innovativen Geschäftsmodelle an der Marktwirklichkeit entlang zu entwickeln. Es sollen Konzepte wie das für Konzerne an der Harvard Buiness School entwickelte „Discovery Driven Planing" an die Bedürfnisse der jungen Unternehmen angepasst werden und im Zusammenhang mit den Instrumenten Businessplan und Geschäftsmodell zu einer strukturierten Gründungsplanung entwickelt werden.
Ausgewählte Fragestellungen:
■ Wie kann die Qualität von Geschäftsmodellen in Businessplänen festgestellt werden?
■ Wie können die Annahmen aus der Gründungsplanung (Businessplan) systematisch und damit
Risiko reduzierend überprüft werden?
■ Welche Instrumente können im Spannungsfeld „Geschwindigkeit vs. Planungsverlässlichkeit" die
beste Unterstützung liefern?
■ Welche Rolle spielt die Erfahrung der Unternehmensgründer im Verhältnis zur formalen Planung
(Bauchgefühl vs. Business Plan) und wie kommunizieren Eigentümer-Unternehmen mit Mitarbeitern
und Kapitalgebern?
■ Welche Planungsinstrumente finden im Unternehmensalltag tatsächlich Akzeptanz?
Das Forschungsprojekt untersucht die Bedeutung von Businessplänen für den Gründungserfolg und das Unternehmenswachstum . Dabei werden qualitative Fragen nach den Inhalten der Unternehmensplanung vertieft . Eine besondere Aufmerksamkeit findet dabei die Person der Unternehmerin/des Unternehmers und deren Nutzung der strategischen Planung in KMU bzw. Familienunternehmen.
Methodisch sollen Gründer/Unternehmen, die nicht mit einem Businessplan gestartet sind, als Vergleichsgruppe dienen. Da diese Gruppe schwer zu identifizieren ist, ist der Wert dieses Projekt umso höher einzuschätzen, da dadurch für die vielfältigen Fördermaßnahmen der öffentlichen Hand wie auch für die Gestaltung der Kreditpolitik von Banken interessante Aussagen zu erwarten sind.
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