Beschreibung
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XICHT – eXperimentell Interaktive Chancen auf Transparenz (der Verwaltung) erforscht die Bedeutung von Transparenz innerhalb von Behördenkommunikation und reflektiert die wissenschaftlichen Erkenntnisse künstlerisch. Behördenkommunikation wird dabei in einem weiten Sinn als Selbstdarstellungspraxis verstanden, welche immer auch der Legitimierung des behördlichen Handelns dient; das Herstellen von Transparenz spielt dabei eine herausragende Rolle und wird in Form einer szenografischen Intervention explizit gemacht. Konkret geht das interdisziplinäre Team der Frage nach, was Leistungs-, Ordnungs- und Wirtschaftsverwaltungen unter Transparenz verstehen und wie sie die so verstandene Transparenz innerhalb ihrer Selbstdarstellungen zu erzeugen versuchen. Welches Gesicht wenden sie der Öffentlichkeit zu?
Vorliegende Medien und Artefakte dieser Verwaltungen wie etwa Webseiten, Broschüren und Berichte werden mit qualitativen Methoden der empirischen Sozialforschung untersucht, ebenso die Haltungen von Verwaltungsmitarbeiter*innen zu Transparenz. Die künstlerische Reflektion der Forschungsergebnisse wird auf dem Wege einer szenografischen Intervention nach antikem Vorbild, aber unter Einsatz moderner Technik erfolgen: Ausgewählte Behörden können, beispielsweise durch Projektionen auf Gebäudefassaden, ein anderes Gesicht machen. Damit zeichnet sich das Vorhaben durch einen innovativen und experimentellen
Ansatz aus, der sowohl über eine wissenschaftsinterne Debatte als auch über das rein sprachliche und gestalterische Überarbeiten vorhandener Medien deutlich hinausgeht. Denn der gezielte Einsatz von Szenografie spricht die breite Öffentlichkeit an. XICHT trainiert den Verwaltungen damit nicht einen aufgesetzten anderen Gesichtsausdruck an, sondern untersucht interaktiv, warum welches Gesicht gemacht wird. Die forschungsleitende Hypothese von XICHT ist, dass das Bemühen um Transparenz in behördenspezifischen paradoxen Situationen stattfindet: Behörden konkretisieren abstrakte Vorstellungen von Transparenz so, dass im Ergebnis nicht Transparenz sondern Intransparenz entsteht.
Die Reflektion und das szenografische Re-Präsentieren der forschungsbasierten Erkenntnisse werden über mediale Aufmerksamkeit in der breiten Öffentlichkeit einen Diskurs über die Selbstvergewisserung des demokratischen Rechtsstaates und seine bürokratische Herrschaft anstoßen, der zu einer Legitimität „zweiter Ordnung“ führen kann.
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