Zusammenfassung
Als Leserin soziologisch-feministischer wie familiensoziologischer Literatur stoße ich noch immer und womöglich auch erneut auf den Begriff „Geschlechtsrolle“, vor allem in Kombination mit dem Adjektiv „traditionell“. Der Terminus „traditionelle Geschlechtsrolle“ wird gerne verwendet, um Geschlechterverhältnisse zu bezeichnen, die auf irgendeine Weise althergebracht sind. Das in den 1970er und 1980er Jahren populäre Geschlechtsrollenkonzept knüpft an die Rollentheorien (z.B. Dahrendorf 2006) an. Unterschiede im Verhalten der Geschlechter wurden damals mit der geschlechtsspezifischen Sozialisation von Mädchen (z. B. Scheu 1977; zusammenfassend Bilden 1980; kritisch dazu Bilden 1991) erklärt. Der Begriff der Geschlechtsrolle birgt als wissenschaftlicher Begriff, wie ich später noch ausführen werde, Probleme und Unklarheiten (so z. B. schon Lopata/Thorne 1978). Er wurde in der feministischen Diskussion seit den 1990er Jahren im Grunde genommen durch Konzepte der Konstruktion der Geschlechter (für Deutschland siehe Gildemeister/Wetterer 1992; Wetterer 2003) abgelöst.
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Literatur
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Gather, C. (2011). Zu einigen Begrifflichkeiten: Geschlechtsrollen und Weiblichkeitsmythen. In: Hahn, K., Koppetsch, C. (eds) Soziologie des Privaten. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-531-93460-0_4
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