Wirtschaft neu denken (2. Auflage)

Blinde Flecken der Lehrbuchökonomie

    Der Ausspruch des bekannten Ökonomie-Nobelpreisträgers und Lehrbuchautors Paul A. Samuelson: „Es ist mir egal, wer die Gesetze einer Nation schreibt – solange ich ihre Volkswirtschafts-Lehrbücher schreiben kann“ gilt als symptomatisch für den Einfluss von Ökonom_innen in der modernen Gesellschaft und für den Allgemeingültigkeitsanspruch ihrer Theorien. Während wirtschaftliche Zusammenhänge seit jeher in hohem Maße komplex, kontrovers und konfliktreich sind, standen im Bereich der volkswirtschaftlichen Lehrbüchern nicht zuletzt seit der Veröffentlichung von Paul Samuelsons „Volkswirtschaftslehre“ die Zeichen auf Vereinheitlichung. In vielen gängigen Lehrbüchern wird mittlerweile ein Kanon an scheinbar unumstrittenem, universell gültigem „ökonomischem Basiswissen“ vermittelt und prägt damit das Denken nicht nur zukünftiger Ökonom_innen, sondern auch jenes von Politiker_innen, Unternehmer_innen und Arbeitnehmer_innen, Lehrer_innen und Bürger_innen.

    „Wirtschaft neu denken“ vereint 20 Rezensionen zu den in Deutschland am weitesten verbreiteten Lehrbüchern der Volkswirtschaftslehre. Es wird deutlich: Wissenschaftliche und gesellschaftliche Kontroversen finden in vielen Standardlehrwerken keine Erwähnung, stattdessen werden dominante Denkmuster der neoklassischen Theorie bzw. des Neoliberalismus reproduziert. Dabei erfordern gerade die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen neues ökonomisches Denken sowie theoretischen und methodischen Pluralismus: von der Wirtschafts- und Finanzkrise 2007/8 und der Eurokrise seit 2010, über die steigende Ungleichheit von Einkommen und Vermögen, bis zur wachsenden Umweltzerstörung. Die Autorinnen und Autoren des vorliegenden Bandes legen nicht nur blinde Flecken der Lehrbuchökonomie offen, sondern sie geben auch Hinweise auf alte und neue Ansätze jenseits der aktuellen Standardökonomik.