Sie sind hier: Startseite
Semester: SoSe 2024
Feindselige Einstellungen gegenüber Schwulen sind in unserer Gesellschaft nach wie vor vorhanden und kulturell verankert. Besonders verbreitet sind solche Einstellungen in Bevölkerungsgruppen mit geringem Bildungsstand und in sozialen Milieus mit patriarchaler Prägung und eng definierten Geschlechterrollen. Schwul sein wird dort als Gefahr für die rigiden Werte der eigenen Gruppe empfunden und als anormal (bzw. anomal) und abstoßend abgewertet. Darüber hinaus erleben Jugendliche Homosexuelle und Homosexualität als Infragestellung eigener heterosexueller Männlichkeit. Negative Stereotypisierungen führen nicht zwangsläufig zu Gewaltdelikten gegen Schwule. Sie können aber eine wichtige Grundlage hierfür sein. Sie lassen Schwule als bedrohlich erscheinen, sie eignen sich zur Legitimation von Angriffe auf Schwule und sind der Nährboden für extreme gruppenfeindliche Gewalt in Form von Hassdelikten. Das komplexe Verhältnis zwischen homophoben Einstellungen und der Gewalt gegen Schwule ist bislang – vor allem in Deutschland – weitgehend unerforscht. Dabei ist das Verständnis hierfür eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung präventiver Ansätze; dies sowohl im Hinblick auf die Arbeit mit Gewalttätern als auch - im Vorfeld der Gewalt - mit Personen aus Risikogruppen und nicht zuletzt mit Kindern und Jugendlichen im Rahmen der Aufklärungs- und Bildungsarbeit. Zudem kann damit ein Beitrag zur Bestimmung homophober Gewalt als Hasskriminalität erbracht werden. Im Projekt steht die täterbezogene sekundäre und tertiäre Prävention von Gewalt gegen Schwule im Vordergrund. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen auch der opferbezogenen Arbeit zugute kommen. Wissen um die Hintergründe und Dynamiken von Gewalt gegen Schwule ist für Maßnahmen, die auf eine Stärkung der Handlungssicherheit von Schwulen abzielen, von Nutzen und kann so zu einer Verhinderung entsprechender Gewalt beitragen. Die Ergebnisse können zudem Präzisierungen und ggf. auch Korrekturen bei der Wahrnehmung und der Bewertung des Phänomens Gewalt gegen Schwule unter homosexuellen Männern anstoßen und damit unzutreffenden Verallgemeinerungen, Fehleinschätzungen und auch der Entstehung von „Gegen”-Stereotypen vorbeugen. Die Bereitschaft zur Kommunikation mit Angehörigen „problematischer” Gruppen – bis in hin zur Beteiligung an Verfahren zum Täter-Opfer-Ausgleich – wird so gestärkt.