Beschreibung
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Das geplante Teilvorhaben der HWR konzentriert sich auf die Analyse der Handlungslogiken und Formen der Zusammenarbeit zwischen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren in Krisensituationen, insbesondere in den Großstädten Berlin und Frankfurt/Main. Das zentrale wissenschaftliche Ziel des Teilvorhabens der HWR ist die Analyse von Prozessen, Strukturen und Handlungspraktiken in der Zusammenarbeit staatlicher Verwaltung und zivilgesellschaftlicher Akteure vor dem Hintergrund der Konzepte von community resilience in verschiedenen Krisenlagen, um mit den erzielten Forschungsergebnissen eine Basis für die weiteren Schritte im EQuiP-Projekt (Entwicklung Handlungskonzept und Qualitätsstandards, Entwicklung Fortbildungen) zu legen. Damit die angestrebten Qualitätsstandards für eine Vielzahl von Krisenszenarien und staatlichen Verwaltungsstrukturen gelten und das Handlungskonzept darauf anwendbar ist, gilt es bereits für die Fallanalyse ein möglichst kontrastreiches Sample von Fällen auszuwählen. Vor dem Hintergrund katastrophensoziologischer Typologien sollen sowohl rapid on-set disaster (spontan auftretende, kurze Großschadenslagen), wie der terroristische Anschlag am Breitscheidplatz in Berlin 2016 und der rassistische Anschlag in Hanau 2020, als auch slow onset disaster (langsam entwickelnde, andauernde Krisenlagen), wie die Konfrontation deutscher Großstädte mit der großen Anzahl an Geflüchteten im Zuge des Russland-Ukraine Konflikt oder alternativ der Umgang mit der COVID-19 Pandemie berücksichtigt werden. Der Fokus liegt dabei einerseits auf den Aspekten, die zum Gelingen einer Zusammenarbeit im Sinne der Förderung von community resilience beigetragen haben und andererseits solchen Aspekten, die dies verhindern oder stören. Aus dem Vergleich der Fallstudien sollen in einem nächsten Schritt dann übergreifende Elemente einer community resilience-förderlichen Zusammenarbeit von staatlicher Verwaltung und Zivilgesellschaft herausgearbeitet werden.
Der Arbeitsplan des Teilvorhabens sieht vor, dass zunächst auf der Grundlage der Sichtung des internationalen Forschungsstands zum PsychKM eine typologische Differenzierung von Szenarien
durchgeführt wird, um die Basis für eine zielführende Fallauswahl vorzubereiten. Im weiteren Verlauf werden dann Szenarien und Fälle ausgewählt, die eine umfassende Darstellung möglicher komplexer Krisensituationen ermöglichen und alle notwendigen praktischen Maßnahmen getroffen, um die Durchführung von sozialwissenschaftlichen Prozess- und Fallstudien (Zugangs zu relevanten Daten, Entwicklung eines Datenschutzkonzepts, Vorauswahl möglicher Erhebungsinstrumenten) zu gewährleisten. Darauf folgend findet die Datenerhebung statt und es wird eine vergleichende qualitative Fallanalyse der bestehenden Prozesse, Strukturen, Handlungslogiken und Herausforderungen in der Zusammenarbeit von
staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren in Krisenlagen durchgeführt. Zudem beteiligt sich das Teilvorhaben auch an der Auswertung der Ergebnisse der Recherchen zu Formen zivilgesellschaftlicher Partizipation im kommunalen PsychKM (AP 2) und kommunalen Transferwegen (AP 3). Bei der anschließenden Entwicklung des Handlungskonzeptes (AP 4) und dessen Umsetzung in ein Fortbildungskonzept (AP 5) ist es die Aufgabe darauf zu achten, dass die Ergebnisse der empirischen Forschung Berücksichtigung finden, die Elemente des Handlungskonzeptes auf die in der Fallanalyse identifizierten Probleme und Potenziale abgestimmt sind und entsprechende praktische Lösungen und Handlungsempfehlungen enthalten. Für die folgende Testung der Fortbildungsmaßnahmen (AP 6) wird das Teilvorhaben ein Evaluationskonzept, einschließlich der Festlegung von Evaluationskenngrößen, -kriterien, -maßstäben und des Evaluationsprozesses, erarbeiten und an der Auswertung mitwirken. Eine durchgehende Verantwortung des Teilvorhabens umfasst die kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit und zielgruppenspezifische Wissenschaftskommunikation (AP 7).
Das beantragte Vorhaben zielt darauf ab, vorwiegend wissenschaftliche Erkenntnisse zu generieren, die hauptsächlich in Form von wissenschaftlichen Publikationen und Präsentationen verbreitet werden. Ein bedeutender Schwerpunkt liegt auf der wissenschaftlichen Veröffentlichung der Ergebnisse, die aufgrund der hohen Aktualität der Thematik, einen Beitrag zur nationalen und internationalen wissenschaftlichen Diskussion beitragen und somit den Forschungsstandort Deutschland stärken soll. Neben der gemeinsamen Veröffentlichung in Fachjournalen und auf Fachtagungen ist auch die Zusammenstellung der Ergebnisse für die Endanwender:innen vorgesehen. Kurzfristig sollen die Ergebnisse bereits im Laufe des Projekts bei themenrelevanten wissenschaftlichen, aber auch praxisnahen Veranstaltungen und Konferenzen im In- und Ausland vorgestellt werden. Mittel- bis langfristig sollen die gewonnenen Erkenntnisse auch in die Lehre relevanter Studiengänge der Fachbereiche 3 (Allgemeine Verwaltung) und 5 (Polizei und Sicherheitsmanagement) der HWR einfließen. Die im Rahmen des EQuiP-Projektes erhobenen Daten sollen von wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen für weiterführende Qualifikationsarbeiten und Abschlussarbeiten genutzt werden. Durch die Entwicklung eines praxisorientierten Handlungskonzeptes sowie eines Blended Learning Fortbildungskonzepts werden zudem auch hohe praktische Anwendungsmöglichkeiten geschaffen. Die resultierenden Erkenntnisse und Konzepte werden verschiedenen Endnutzern zugänglich gemacht. Ein praktischer Einsatz der Fortbildungskonzepte wird bereits nach Beendigung des Projekts angestrebt. Die Resultate des Gesamtvorhabens werden hauptsächlich von staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen im Bereich des Psychosozialen Krisenmanagements genutzt. Die ausgearbeitete Fortbildungskonzeption soll dabei helfen, das Handlungskonzept in staatlichen Verwaltungsstrukturen zu verankern und zur kontinuierlichen Qualitätsentwicklung und -sicherung beitragen.
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