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Semester: SoSe 2024
Das Jahr 2016, war europaweit geprägt von einer Vielzahl von Anschlägen und terroristischen Attentaten, die in der Bevölkerung massive Unsicherheit verursacht und die Erwartbarkeit künftiger Anschläge erhöht haben. Der terroristische Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016, bei dem elf Menschen getötet und 55 weitere Menschen verletzt wurden und die nachfolgende Debatte um die Früherkennung derartiger Vorfälle hat gezeigt, dass auch zukünftig in Deutschland von weiteren Angriffen und entsprechend so erzeugten Großschadenslagen ausgegangen werden muss. In Anbetracht dessen ist es von besonderer Bedeutung sich proaktiv auf diese Bedrohung einzustellen und funktionierende sowie wirkungsvolle Interventionen zu entwickeln und sicherzustellen, um Opfer und Ersthelfer zu schützen sowie früh und umfassend zu unterstützen. Dabei ist auf die psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) zu fokussieren, die parallel zur medizinischen Erstversorgung für die Früherkennung von psychosozialen Belastungsfolgen nach belastenden Notfällen bzw. Einsatzsituationen und die Vermittlung von adäquaten Hilfen für Betroffene zur Erfahrungsverarbeitung zuständig ist. Auf der Basis der Kooperation mit acht Organisationen der psychosozialen Notfallversorgung ist es Ziel des geplanten Projektes, im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes die Zusammenarbeit, konkrete Arbeitsweise und Ausgestaltung der PSNV in der Akutphase einer Großschadenslage anhand des Interventionsgeschehens nach dem Anschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt 2016 rekonstruktiv zu untersuchen und aus der Analyse Empfehlungen für die künftige Organisation, die operative Arbeitsweise und den Umgang mit Schnittstellen abzuleiten und Qualitätskriterien zu formulieren. Das Projekt möchte herausfinden, was aus der Sicht der beteiligten Akteure benötigt wird, damit das Netzwerkwissen der PSNV-Akteure seine größtmögliche Wirksamkeit entfalten und eine bestmögliche Unterstützung von betroffenen Personengruppen gewährleistet werden kann. Hierfür sollen Standards auf der Basis bestehender Rahmenkonzepte und Vereinbarungen konkretisiert und den am Projekt beteiligten Institutionen zur Verfügung gestellt werden. Neben dem unmittelbaren Nutzen der erwarteten Projektergebnisse für die Berliner Akteure der PSNV ist als mittelfristiger und langfristiger Nutzen hervorzuheben, dass eine funktionierende und wirksame Notfallversorgung auf der Basis lokaler zivilgesellschaftlicher Netzwerke ganz entscheidend dazu beiträgt, die Resilienz der Bevölkerung im Umgang mit terroristischen Anschlägen und anderen Großschadenslagen zu stärken.